Fake News,

Stereotypisierung,

Ressentiments

im Zuge von Migration

Wie Menschen das Fremde und den Fremden wahrnehmen - Fremdsein in weltgeschichtlicher Perspektive


Fake News 

 Als Fake News werden manipulativ verbreitete, vorgetäuschte Nachrichten bezeichnet, die sich überwiegend im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken und anderen sozialen Medien, zum Teil viral verbreiten. 

Stereotyp

 Ein Stereotyp kann als eine Generalisierung über eine Gruppe von Menschen beschrieben werden, bei der man allen Mitgliedern der Gruppe identische Eigenschaften zuschreibt, ohne vorhandene Unterschiede unter den Mitgliedern zu berücksichtigen. 

Ressentiments

Hat jemand Ressentiments gegenüber einer Sache oder einer Person beziehungsweise Personengruppen, so verspürt er eine unterschwellige, manchmal auch unbewusste Abneigung. Diese Abneigung hat ihren Ursprung meist in Vorurteilen, Neid, Unterlegenheitsgefühlen oder Ähnlichem. 

Was ist Migration?

Als Migration wird eine auf Dauer angelegte räumliche Veränderung des Lebensmittelpunktes einer oder mehrerer Personen verstanden.
Die Motive eines dauerhaften Ortswechsels sind zum Beispiel eine bessere Aussicht der Erwerbstätigkeit, ein Zufluchtsort aufgrund von Naturkatastrophen oder gar die Flucht aus dem eigenen Land als Folge von Kriegen sowie der Schutz vor Diskriminierung. 

Filmbeispiel:

Wie prägten die türkischen Gastarbeiter Deutschland? 60 Jahre Anwerbeabkommen | Terra X 

Arten von Fake News

Satire oder Parodie

Inhalte wurden nicht erstellt, um Schaden zu verursachen, können aber irreführend sein.

Betrügerische Inhalte 

Quellen, die lediglich vorgeben, authentisch zu sein. 

Erfundene Inhalte 

Neue Inhalte, die überwiegend falsch sind und mit der Absicht erstellt wurden, zu täuschen oder Schaden zu verursachen.

Falsche Zusammenhänge 

Authentische Inhalte, die mit falschen Informationen in Zusammenhang gesetzt und weiterverarbeitet werden. 

Falsche Verknüpfungen 

Überschriften, visuelle Inhalte oder Bildunterschriften stimmen nicht mit dem Inhalt überein.

Irreführende Inhalte 

Informationen, die auf betrügerische Weise verwendet werden, um einem Thema oder einem Individuum etwas anzuhängen. 

Beschreibung des Projekts 


Die Schüler:innen (SuS) behandelten zu dieser Zeit eine Unterrichtsreihe zum Thema „Gastarbeiter:innen in Deutschland“. Die erlernten Unterrichtsinhalte sollten in dem Praxisprojekt der Studierenden zum Vorschein kommen. Dabei handelte es sich um den korrekten Umgang mit Medien, sogenannten Fake News, Stereotypisierungen, und Ressentiments. 
Mithilfe der App "Kahoot" wurde in jeweils vier Kleingruppen ein Quiz von den SuS erstellt, welches Wahr- und Falschaussagen zu den Gastarbeiter:innen enthielten. Diese wurden anschließend ausgewertet, besprochen und reflektiert. 

Was ist unser Ziel? 

 

Was möchten wir mit den SuS erreichen? 

Soziale Medienwelten

„Es geht nicht nur darum, die Heranwachsenden vor möglichen, ihre Entwicklung
gefährdenden oder die Würde ihrer Person verletzenden Medieneinflüssen zu
schützen (…), sondern die selbstgesteuerten Lernprozesse an gesellschaftlich
anerkannten Normen und den Werten unserer freiheitlich-demokratischen
Grundordnung auszurichten.“ (Spanhel 2020) 

Medienkompetenz 

  • kritisches, selbstbestimmtes, sozial verantwortliches, kreatives Medienhandeln
  • zentrale Kompetenzen (informieren, recherchieren) 
  • zielgerichtete Auswahl der Quellen 
  • Nutzung und Anwendung der gewonnenen Informationen

Demokratiekompetenz

  • Erkennen und Einordnung von Fake News, Ressentiments, Stereotypisierungen
  • kritische Selbst- und Systemreflexion
  • Teilhabe und Mitwirkung am Diskurs
  • soziales Verantwortungsbewusstsein 

Unterrichtsdidaktische Gestaltung 

  • Einstieg und angeleitete Recherche in Kleingruppen
  • Konzipierung eines Quiz in Kleingruppenarbeit
  • Beantwortung des Quiz im großen Plenum 

Dokumentation des Unterrichtsbesuchs 


Tag 1 – 18.01.2022 

Die Studierenden (Mardin Ahmedin & Jean Karayaz) stellen sich einer zehnten Klasse in Münster Gievenbeck (Freiherr-vom-Stein Gymnasium) vor und erläutern kurz vorab den Grund des Besuches. Nämlich: Ein Praxis und Theorie-Projekt der FH Münster für den Bachelor der Sozialen Arbeit.

Die Schüler:innen (SuS) behandeln zu dieser Zeit eine Unterrichtsreihe zum Thema „Gastarbeiter:innen“. Die erlernten Unterrichtsinhalte sollten in dem Praxis und Theorie-Projekt der Studierenden zum Vorschein kommen, da es um den korrekten Umgang mit Medien, sogenannten Fake News, Stereotypisierungen und Ressentiments, geht.

Folgende Aufgabenstellungen wurden für die SuS vorbereitet:

1.
Arbeitet arbeitsteilig die verschiedenen Informationen zu den Gastarbeiter:innen heraus.
Achtet dabei auf Pauschalisierungen und Vorurteile. 

2.
Überprüft den Wahrheitsgehalt der Informationen durch eure Aufzeichnungen der
vergangenen Einheiten sowie   durch eine Online-Recherche  (Einzelne Seiten wurden vorgegeben und vorgeschlagen).
 

3.
Erstellt mithilfe der gesammelten Informationen ein Quiz mit falschen und korrekten Informationen über die Gastarbeiter:innen. Formuliert hierzu Quizfragen. Achtet dabei
darauf, dass ihr zu den Fragen auch eine ausführliche Antwort/Erklärung formuliert. 

4.
Stellt euer Quiz den anderen Gruppen zur Verfügung und nehmt an dem Quiz der
jeweils anderen Gruppe teil. 

 

Anschließend ist noch Zeit, offene Fragen der SuS zu klären. 

Das Medium Kahoot“ wird daraufhin vorgestellt. Bei „Kahoot“ handelt es sich um eine spielebasierte Lernplattform. „Kahoot“ wird im Schulkontext häufig von Lehrenden genutzt, um SuS zu motivieren, den Unterrichtsstoff spielerisch zu erlernen. Zudem schafft „Kahoot“ einen spielerischen Wettbewerb unter den Mitspieler:innen. 

Mit „Kahoot“ ist es möglich, dass mehrere SuS gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten; alle SuS sind dabei mit dem Internet verbunden und erstellen ein Quiz zusammen, welches nach Erstellung von allen Beteiligten beantwortet werden kann. Damit sind die anderen Schüler:innen der gesamten Klasse gemeint. 

Im nächsten Schritt werden die SuS in vier Gruppen mit je sechs bis sieben Teilnehmer:innen aufgeteilt. 

Diese vier Gruppen werden wiederum auf zwei Klassenräume verteilt, damit sie in Ruhe und ohne Ablenkung arbeiten können. 


Nachfolgend beginnt die angeleitete Recherche zu Gastarbeiter:innen als erster Teil der Aufgabenstellung in den Kleingruppen. Die Recherche, die Quellenforschung, soll für die SuS eine interaktive Auseinandersetzung mit Stereotypisierungen, Ressentiments und sogenannten Fake News sein. 

Hierdurch werden die SuS von den Studierenden angeleitet, Wahr- und Falschaussagen unterschiedlicher Quellen zu hinterfragen und Fake-News zu erkennen. 


Im Anschluss überprüfen sie den Wahrheitsgehalt der Informationen mit den Informationen, die sie in den vergangenen Lerneinheiten im Unterricht gesammelt haben, welches die Aufgabenstellung 2 beinhaltet. Zudem benutzen sie zur Online Recherche die Internetplattform Planet-Wissen (www.planet-wissen.de), die Bundeszentrale für politische Bildung (www.bpd.de) als auch die freie Enzyklopädie Wikipedia (de.wikipedia.org). 


Mithilfe der gesammelten Informationen erstellen sie ein Quiz mit Wahr- und auch Falschaussagen. 

Das Quiz besteht aus zwei Modi: Zum einen können sie Einzelfragen erstellen, die man mit wahr oder falsch beantworten kann. 

Zum anderen fertigen sie Fragen mit vier verschiedenen Antwortmöglichkeiten an, von denen eine oder mehrere Antwortmöglichkeit(en) richtig ist/sind. Zu den richtigen Antworten ihres Quiz sollen die SuS zudem eine ausführliche Erklärung formulieren. 


Nach dem ersten Tag können wir festhalten, dass die SuS sich auf das Projekt einließen und engagiert gearbeitet wurde. Viele Fragen zu den Quellen sind gestellt worden, die den Unterricht angeregt und somit dynamischer gestaltet haben. 


Tag 2 – 19.01.2022

Am zweiten Tag des Unterrichtsbesuches beginnt die Stunde damit, dass alle Kleingruppen erneut in ihre Gruppenarbeit gehen und noch einmal ihre Fragen besprechen, reflektieren und diskutieren, und hinterfragen sollen, ob an gewissen Stellen noch einmal nachgearbeitet werden müsse. 

Die Gruppe, die am 1. Tag ihr Quiz nicht zu Ende erstellen konnte, bekommt noch einmal von den Studierenden bei der Recherchearbeit ihrer Aufgabenstellung Unterstützung. Währenddessen optimieren die anderen Gruppen ihr Quiz und besprechen ihren Ablauf. 

 

Anschließend beginnt die Auswertung und die Sicherung der Inhalte. 

Die Quellen, mit denen die Gruppen gearbeitet haben, werden je Gruppe im Klassenplenum vorgestellt. Hierbei erläutern die SuS, welche Inhalte sich in den Quellen befinden, und welche Ergebnisse sie herausgearbeitet haben.

Dahingehend verbinden sich die SuS gruppenweise mit ihren Tablets mit dem vorhandenen Beamer, um ihre ausgearbeiteten Quizfragen mit der Klasse am Whiteboard zu teilen. Damit beginnt das Quiz für die SuS. 


Daraufhin loggen sich die anderen SuS in „Kahoot“ ein und geben den zur Verfügung gestellten Pin-Code ein, um auf die Quizfragen zugreifen zu können. Infolgedessen beginnt die Beantwortung der Fragen.

Da die SuS schon in der Vergangenheit mit dem Medium „Kahoot“ gearbeitet haben, fällt es ihnen leicht mit dem Medium zu arbeiten. Jedoch fällt es den SuS teilweise schwer aus den gewonnenen Informationen adäquate Fragen zu formulieren, welche zielführend für das Quiz sein sollten. 

Zwischen den Fragen wird sich Zeit genommen, um die richtigen Antworten mit Erklärungen sicher zu stellen. Die Schüler:innen werden so bei der Beantwortung der Fragen zu den Fake News und wahren Aussagen integriert. 


Zum Abschluss werden die zwei Tage im Plenum besprochen und reflektiert. Die Studierenden fragten die SuS, was ihnen an dem Unterrichtsbesuch gefallen hat und was verbesserungswürdig ist. 

Die SuS finden es gut, dass sie eingeständig arbeiten konnten und ihnen in der Gestaltung des Quiz kreative Freiheit gelassen wurde. Jedoch fiel ihnen die eigenständige Arbeit mit vorgegebenen Rechercheportalen schwer. Die Studierenden wollen noch einmal darauf aufmerksam machen, warum dieses Projekt mit ihnen durchgeführt wurde, und warum es wichtig sei im Alltag Beiträge auf Instagram, TikTok oder ähnlichen Social Media Kanälen zu hinterfragen und gegebenenfalls noch einmal "legit zu checken". Insgesamt waren die SuS vom Projekt der FH sehr begeistert. 

Kritik an die Studierenden wird nicht geäußert. 

Quellen zu den Gastarbeiter:innen 

Die SuS arbeiteten mit folgenden Beispielen: 

FAZ: Die Helfer, die wir riefen. Gastarbeiter in diesen Tagen, 25.02.1967

„Andere Unverständlichkeiten gibt es. Die ersten ‚Gastarbeiter‘ aus jedem Land hatten es am schwersten. Später sahen die Neulinge den Eingewöhnten ab, wie man sich anpaßt – an das Klima, die Sitten andersartiger Hygiene. Wie man das Heimweh bekämpft, wie man einkauft und selbst kocht, was heimatlich schmeckt, wie man Bekanntschaft mit den deutschen Mädchen sucht. Die beim Zulächeln zurücklächeln und sich nichts dabei denken – so daß der Türke der Polizei landete, wenn er einem Deutschen ins Gesicht schlug, weil er sich neben das Mädchen setzte. Sie hatte nicht ihm zugelächelt, wo war in diesem Land das Recht? Die Statistik leugnet die höhere Kriminalität der Ausländer, aber die Schlagzeilen bestimmter Zeitungen brauchten das Türkenmesser – so gab es böses Blut.“ 

WAZ: „Mein Vater ist ein Gastarbeiter“. Jedes 4. Uneheliche Baby ein Ausländer-Kind, 20.08.1966 

Ein Teil der jungen Südländer kommt und gehet wie die Zugvögel. Zurück bleibt nicht nur das gebrochene Herz manchen einheimischen Mädchens, sondern auch eine ständig wachsende Zahl unehelicher Babys, für die der deutsche Steuerzahler aufkommen muß. […] In München ist das Verhältnis noch bedenklicher. Hier stammt bereits jedes dritte uneheliche Kind von einem Türken, Griechen, Italiener, Spanier oder anderem Ausländer. Besonders auffällig ist, daß es vor allem sehr junge, unerfahrene Mädchen sind, die den temperamentvollen Liebesschwüren der Südländer erliegen. […] Eine der Sitzengelassenen ist die 19jährige Irmgard K., die auf Luigi hereinfiel, einen schwarzhaarigen Beau aus Catania, der „Treue für ewig“ versprach, aber sechs Monate meinte. Als das Mädchen seinem Freund gestand, was nicht zu verheimlichen war, verschwand der Mann, der soviel vom Heiraten gesprochen hatte. Sein Arbeitgeber konnte nur die plötzliche Abreise bestätigen. Von ihm erfuhr das Mädchen auch, daß der Ungetreue längst verheiratet war und für nicht weniger als vier Bambini Kindergeld bezog. […] Doch auch Unverheiratete zeigen wenig Bereitschaft, die Mutter ihres Kindes zu heiraten. […] Es fragt sich allerdings, ob man diese Unlust wirklich als einen Nachteil ansehen soll. Denn die Ausländerehe, die sich mit der wachsenden Gastarbeiterzahl mehrten, sind meist nur solange glücklich als man in der Bundesrepublik lebt. Früher oder später aber ergreift den Zugereisten das große Heimweh, das alle Versprechen illusorisch macht und die deutsche Frau plötzlich zwingt, ihrem Mann in ein Land zu folgen, dessen Menatlität ihr meist fremd ist. Unter den patriarchalischen Gesetzen, die in südeuropäischen Staaten die Ehe eindeutig zugunsten des Mannes regeln, wird vielen Frauen das Leben zur Hölle.“ 


Der Spiegel: „Die Türken kommen – rette sich, wer kann“, 30.07.1973

Die Kneipe am Kottbusser Tor war mal echt Kreuzberg, Ecklage, Berliner Kindl, Buletten, Sparverein im Hinterzimmer. Heute rotiert am Buffet der Hammelspieß senkrecht, der Kaffee ist süß und dickflüssig, aus der Musikbox leiert orientalischer Singsang. […] 25.000 bis 30.000 Türken in Kreuzberg. Fast alle bleiben im Lande und mehren sich redlich. Von 1750 Neugeborenen, die 1972 im städtischen Krankenhaus zur Welt kamen, waren 650 Türken-Kinder. Rund 5000 Alis und Selims unter 14 leben nach offiziellen Angaben in Kreuzzberg; […] Schon jetzt gibt es in Kreuzberg Häuserzeilen, wo – wie in der Marianenstraße- nur noch jeder fünfte Anwohner Deutscher ist. „Wenn das so weitergeht“, sagt Bezirksbürgermeister Günther Abendroth, „ersaufen wir einfach.“ Und ein Ausländer-Run wie im Gebiet zwischen Tempelhofer Flughafen und Potsdamer Platz steht auch anderen deutschen Städten ins Haus. […] Da Leute aus Kurdistan deutsche Stuben nicht wie Kleinodien zu behandeln pflegen, kann der Besitzer darauf vertrauen, daß sein schon von ihm vernachlässigtes Haus weiter verkommt […] Wenn irgendwo gestochen worden ist‘ so meint ein norddeutscher Polizeiführer, ‚dann war auch ein Türke dabei.‘“ 

Umsetzung des Quiz

Die Schülerinnen und Schüler haben sich mit den Tablets am Beamer im Klassenraum verbunden und konnten so die erstellten Fragen mit der ganzen Klasse teilen.

Alle Schülerinnen und Schüler konnten die Frage dann mit ihren Tablets beantworten.

Am Ende konnte anhand der gesammelten Punkte pro richtig beantwortete Frage ein(e) Sieger(in) ermittelt werden. 


Uns war es wichtig, dass... 

die Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, durch eigene Recherche Vorurteile und Fake-News für sich persönlich einzuordnen und Wahr- und Falschaussagen zu hinterfragen. Die Schülerinnen und Schüler sollen beurteilen können, welche Konsequenzen Fake News, Stereotypisierungen und Ressentiments für die Denk- und Handlungsmuster einer Gesellschaft besitzen und was für ein Menschenbild durch solch einen fatalen Umgang mit Medien produziert wird.